WAKE UP!: Das rät NS-Zeitzeuge Leon Weintraub Jugendlichen für die Gegenwart

Beim Generationendialog im Telefónica BASECAMP in Berlin vergangenen Mittwoch tauschen sich Jung und Alt über die Risiken von Desinformation und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und Demokratie aus.

Wohl kein geschichtliches Ereignis verdeutlicht die Auswirkungen von Desinformation und Propaganda so drastisch wie die NS-Zeit. Wie es sich anfühlt, als „Feind“ der Bevölkerung dargestellt zu werden, erzählt der Zeitzeuge Leon Weintraub. Er reist trotz seines hohen Alters von fast 99 Jahren aus Stockholm an, um beim Generationendialog der zwei Initiativen „WAKE UP!“ und „Digital Mobil im Alter“ von O2 Telefónica mit den Schüler:innen und Senior:innen vor Ort und vor dem Livestream seine Geschichte zu teilen.

Lehren aus der Vergangenheit

Weintraub, einer der letzten Überlebenden des Holocaust, schildert eindrucksvoll, wie er die Propaganda der Nationalsozialisten erlebt hat. Als er erzählt, wie er seine Mutter das letzte Mal vor ihrer Ermodung gesehen hat, ist es so still, wie wir es im BASECAMP noch nie erlebt haben. Doch er lässt die Schüler:innen und Senior:innen nicht mit dieser Schwere zurück, sondern ermutigt sie: „Dies war zwar ein sehr negativer, aber nur ein kleiner Teil eines ansonsten glücklichen Lebens.“

Er rät dem Publikum genau zuzuhören, was Populisten sagen. „Das ist nicht einfach nur Gerede, die meinen, was sie sagen.“ Man müsse ihnen auf die Finger schauen, bei jeder Ungerechtigkeit reagieren und dürfe sie die Wahrheit nicht manipulieren lassen.

Mehrere Personen sitzen auf der Bühne beim Generationendialog
Gesprächssituation zwischen Weintraub und Schüler:innen.

Blick auf die Gegenwart

Die Verbreitung von Falschinformationen ist kein neues Phänomen. Dennoch gewinnt die Problematik der gezielten Desinformation, insbesondere durch soziale Medien, immer mehr an Relevanz. Kommunikationsexperte Alexander Sängerlaub, Gründer von futur eins, ordnet aktuelle Vorfälle politischer Desinformation und die dahinterliegenden Strategien ein. Er appelliert an Achtsamkeit und kritisches Denken bei den jungen Menschen. Seine Botschaft an die Jugendlichen: „Nutzt euer Hirn und hört auch auf euer Bauchgefühl, wenn ihr Informationen im Netz seht. Wartet drei Sekunden und überlegt, bevor ihr etwas weiterleitet.“

Austausch auf Augenhöhe

Im Rahmen einer Fishbowl-Diskussion und eines Workshops tauschen sich die anwesenden Jugendlichen mit den Senior:innen und den beiden Gästen Weintraub und Sängerlaub aus. Unter anderem wird dabei den Schüler:innen die Vielfalt und das Ausmaß von Desinformation erst bewusst: „Ich hatte nicht erwartet, wie durchdacht und organisiert Desinformationen sein können“, so eine Schülerin.

Gesprächssituation zwischen einer Rentnerin und Schüler:innen


Wir durften dieses ganz besondere Event organisieren und sind stolz, Teil dieses wichtigen Dialogs gewesen zu sein.